Ein herzliches Hallo von mir.
Bist Du vielleicht auch hochsensibel?
Ich selbst habe mich irgendwie seit ich Denken kann anders gefühlt als andere Kinder. Dies ging weiter als ich in die Pubertät kam und auch als Erwachsene habe ich immer wieder gedacht ich bin irgendwie ein Alien und allein auf weiter Flur.
Eine Freundin und ich wir haben immer wieder gefragt: Sind wir eigentlich die letzten Dinosaurier hier?
Dann erkrankte ich Ende 2016 an einer Erschöpfungsdepression (oder auch Burnout genannt).
Ich meldete mich in einem Burnout-Forum an und entdeckte dort irgendwann ein Unterthema: Burnout und Hochsensibilität.
Hm, was ist das denn? Das habe ich ja noch nie gehört….
Ich begann zu googeln und erfuhr, dass es sich dabei um ein Persönlichkeitsmerkmal handelt das max. 20 % aller Menschen in sich tragen. Elaine Aron war diejenige die dieses Thema in die Öffentlichkeit gebracht hat.
Es bedeutet, dass solche Menschen Sinnesreize viel eingehender wahrnehmen, sie tiefgehender verarbeiten und dementsprechend auch stärker auf Sinnesreize reagieren als „normal sensible“ Menschen. Man sagt auch, dass bei diesen Menschen die üblichen Reizfilter durchlässiger sind als bei den „normal sensiblen“ Menschen. Das bedeutet, ihr Gehirn arbeitet 24 Stunden am Tag auf Hochtouren – selbst wenn sie schlafen.
Es erklärt sich von selbst, dass man dadurch wesentlich schneller erschöpft und „überfrachtet“ ist und einfach in der heutigen Leistungsgesellschaft so nicht dauerhaft mithalten kann.
Es bedeutet aber auch, dass man oft weitaus empathischer ist, einen hohen Gerechtigkeitssinn hat, andere Menschen „lesen“ kann wie ein Buch, etc.
Jede Medaille hat immer zwei Seiten!
Ich stieß auf verschiedene HSP-Tests (HSP steht für Highly Sensitive Person oder zu deutsch: Hochsensible Person). Ich machte alle die ich fand und siehe da: überall hatte ich sehr hohe Punktzahlen, oder sehr viele Ja’s.
Hm, okay. Was auch immer das nun bedeuten mag…
Ich bestellte mir u.a. das Buch: „Hochsensible Leben“ von Matthias Wiese (mittlerweile hat sich der Autor „geoutet“, dass Matthias Wiese nur ein Pseudonym ist und schreibt unter seinem realen Namen: Stefan Kunkat).
Ich fand mich in so einigen Lebensberichten in diesem Buch wieder und bekam allmählich einen anderen Blick auf mein Anderssein. Das war ja alles gar nicht automatisch negativ zu sehen. Nein – so viele hatten aus ihrer HSP-Veranlagung soviel schönes herausgezogen.
Und vor allem: ich stellte fest, dass ich nicht allein bin, sondern dass es noch andere wie mich gibt.
Allein die Tatsache, dass es einen Namen für mein Anderssein-Gefühl gab änderte sehr viel für mich.
Jetzt hieß es also: lernen damit umzugehen.
Wie macht man das?
Ich begann mich mit Persönlichkeitsentwicklung zu befassen, las Bücher zu diesem Thema, schaute Videos, besuchte Webinare und buchte sogar ein mehrwöchiges Life-Coaching bei Sarah Rogalski.
In diesem Life-Coaching gab es so viele Aha-Erlebnisse – es war einfach unglaublich. Endlich setzte sich das Puzzle, was sich Leben nennt Stück für Stück zusammen.
Schon ganz zu Beginn meiner Erkrankung hatte ich im Burnout-Forum mehrfach gelesen: „Das Burnout war das beste was mir passieren konnte.“
Zu Beginn konnte ich das natürlich absolut nicht nachvollziehen – mir ging es wochenlang einfach nur schlecht und ich fragte mich immer wieder: wie tief kann es noch gehen?
Wobei: ich fand die Zeit irgendwo auch total spannend. Ich kam mir vor als beobachte ich mich selbst von oben. Und ich fand es faszinierend, dass es immer noch tiefer runter ging.
Aber wie immer ist irgendwann die Talsohle erreicht und es geht ab da wieder in kleinen Schritten aufwärts.
Und heute kann auch ich sagen: Das Burnout war das Beste was mir passieren konnte.
Denn es hat mich auf den Weg zurück zu mir selbst gebracht.
Ich hatte notgedrungen endlich mal Zeit in mich hineinzuhören und mich nur mit mir selbst zu beschäftigen. Man wird in einer Depression komplett auf sich selbst zurückgeworfen und gezwungen endlich hinzuhören.
Hier trifft der Spruch von Ulrich Schaffer direkt ins Schwarze:
„Geh Du vor“, sagte die Seele zum Körper, „auf mich hört er nicht. Vielleicht hört er auf Dich.“
„Ich werde krank werden, dann wird er Zeit für Dich haben“, sagte der Körper zur Seele.
Gerade so ein Burnout kommt ja nicht plötzlich. Auch wenn man das selbst meint. Aber nein, bis es knallt gab es bereits lange vorher die ersten Warnzeichen. Aber die hat man natürlich fein ignoriert.
Man muss ja weiter funktionieren, nicht wahr?
(ich denke, ich werde noch einen gesonderten Artikel über das Thema Burnout schreiben, sonst sprengt das den Rahmen hier…)
Aber zurück zur Hochsensibilität (HS).
Hier möchte ich noch eben etwas anmerken:
ich habe auch gelesen, dass die wenigsten Ärzte das Persönlichkeitsmerkmal HS kennen.
Dadurch werden oftmals andere Diagnosen gestellt wie z.B. ADHS, Autismus, Borderline, Depression, und anderes.
Gerade Kinder die „anders“ sind sollten meiner Ansicht nach lieber mal dahingehend betrachtet werden, ob sie vielleicht einfach nur eins der nachfolgenden Merkmale aufweisen, bevor man sie mit schweren Medikamenten vollstopft.
Woran erkennst Du denn nun ob Du vielleicht hochsensibel bist?
Fühlst Du Dich leicht durch Sinneseindrücke überwältigt? (Ist Dir z.B. laute Musik ein Gräuel? Erträgst Du grelles Licht nur sehr schlecht? Überwältigen Dich starke Gerüche? Erträgst Du große Menschenmengen nicht?)
Hast Du das Bedürfnis Dich zurückzuziehen, wenn es um Dich herum geschäftig wird? Viele Menschen auf einem Haufen zusammen sind?
Reagierst Du heftiger auf Koffein, Betäubungsmittel, Medikamente, kratzige Kleidung o.ä.?
Treffen Dich Veränderungen in Deinem Leben sehr heftig?
Ziehst Du Dich gerne in Deine eigene Welt zurück wenn die reale Welt zu laut, zu bunt, zu hektisch wird?
Ist Dir Small-Talk zuwider? Führst Du lieber tiefgründige Gespräche mit Gleichgesinnten?
Wurdest Du als Kind als schüchtern und introvertiert angesehen?
Hörst Du immer wieder: Nun sei doch nicht so empfindlich?
Bist Du oft „nah am Wasser gebaut“?
Und und und….
Wenn Du magst google doch selbst mal nach: HSP, HSP-Tests, Hochsensibilität o.ä.
Du wirst eine Menge finden.
Und vielleicht findest ja auch Du Dich darin wieder. Oder vielleicht erkennst Du jemanden aus Deinem Umfeld darin wieder…
Ich hoffe, ich konnte Dir ein paar Denkanstöße geben.
Liebe Grüße
Deine Silke
Früher war ich ziemlich hart und egozentrisch, konnte mich nicht in andere Menschen einfühlen, mir fehlten Empathie und Mitgefühl. Mein Denken und Fühlen änderte sich durch die Lektüre von Hermann Hesse. Er half mir, meine verschütteten Gefühle aus dem Seelenbunker zu befreien und wieder ans Licht zu holen.
Als ich dann selbst mein erstes Gedicht schrieb und dieses in meiner Heimatzeitung zum Abdruck kam, hatte ich zum ersten Mal im Leben ein Gefühl von Bestätigung. Ich war doch immer schlecht und bekam zu Hause ständig Schläge und böse Worte als Kind ..
Heute schreibe ich unter anderem auch Liebesgedichte und hab mich dadurch selbst sensibilisiert für meine Gefühle und die Gefühle anderer. Ich bin heute empfindlich wie rohes Fleisch, leide unter Dingen, die andere gar nicht erst wahrnehmen. Ein harsches Wort und meine Stimmung ändert sich schlagartig, ist wohl auch ein wenig etwas von einem Borderliner in mir, aber das tragen wir alle in uns, mehr oder weniger an der Grenze zur Krankheit.
Manchmal kommt meine innere Wut und Aggression noch durch und ich möchte verletzen, aber mit der Zeit wird es weniger, dass ich mich vergesse und überregiere. Ich kann Schwein sein, aber ich versuche doch immer, meine Mitmenschen zu ermutigen und zu bestätigen, denn jeder weiß eigentlich, was er will und braucht nur jemand, der ihm unter die Arme greift, ihm den Energieschub gibt in die richtige Richtung.
Auch weiß ich heute, dass meine Feindseligkeiten damals gegen andere eigentlich gegen mich selbst gerichtet waren: Ich durfte nicht glücklich sein, verbot es mir selbst, weil ich dachte, ich habe das Glück nicht verdient. Eine lieblose Erziehung, das Fehlen der Liebe usw. macht viel kaputt in einem jungen Menschen, aber ich sehe von Schuldzuweisungen ab, denn jeder wurde von Erziehung geprägt und wurde zu dem gemacht, der er ist.
Wenn jeder die Schuld an seine Vorfahren zurück gibt, landen wir irgendwann bei Adam und Eva bzw. bei Gott. Irgendwann lebt man selbstbestimmt und hat es in der Hand, die Weichen umzustellen. Jammern nützt niemandem. Ich hab mein Leben und meine Gefühle in eine gesunde Richtung gebracht, hab mich selbst am Schopf gepackt und natürlich hat mir meine Abendschule, wo ich erst Realschule und dann Abi nachholte sehr geholfen.
Als Student der Germanistik (nebenbei eigentlich noch mehr der Philosophie und der Psychoanalyse verpflichtet) hab ich die Dichter der neueren Literatur gelesen und kennen gelernt. Die Literatur ist der beste Lehrer, den man sich wünschen kann, weil die abendländischen Schriftsteller alle wirklichen Werte immer im Schilde führen und proklamieren.
Mein Lieblingsdichter ist inzwischen Edgar Allan Poe, dessen Bio ich mit sehr viel Betroffenheit gelesen habe: Sein Leben war nicht einfach, weil auch er nur immer die Liebe suchte und geliebt werden wollte. In seinen Geschichten lässt er die vernagelten Leichen in seinem Seelenkeller wieder auferstehen. Auch eine Art der Bewältigung. Aber auch Poe trug auf der Stirn die zwei Worte: „No Chance!“ und glücklich wurde er nimmermehr ..
Ich wünsch dir viel Erfolg .. ❤
LikeLike