Hallo von mir,
Du fragst Dich vielleicht: Was ist denn eigentlich dieses Centered Riding? Was macht man da und wie geht das?
Ist das eine eigenständige Reitweise? Aber ich reite doch klassisch, western o.ä. Und das möchte ich auch gar nicht ändern.
Gleich mal vorweg: Nein, es ist keine eigenständige Reitweise.
Vielmehr ist es ein Weg, die für alle Reitweisen geltenden klassischen Prinzipien des Reitens besser umzusetzen. Wenn Dein Reitlehrer Dir sagt, was Du tun musst, um mit Deinem Pferd gut und harmonisch zu kommunizieren, zeigt Centered Riding Dir wie Du das am besten umsetzen kannst.
Dabei befindet sich der Centered Riding Instructor immer dicht am Pferd-/Reiter-Paar, so dass er auch kleinste Details wahrnehmen und sofort Rückmelden kann.
Zunächst einmal zum Hintergrund:
Centered Riding (oder auch Reiten aus der Körpermitte) wurde von der Amerikanerin Sally Swift begründet. Sally Swift bekam schon früh die medizinische Diagnose: Skoliose (Skoliose bezeichnet eine Verkrümmung der Wirbelsäule). Daher mußte sie schon früh lernen ihr Körpergefühl zu schulen. Hierzu nutzte sie u.a. die Alexander-Technik.
Ihre derart erworbenen Kenntnisse übertrug sie später auf ihr geliebtes Reiten und entwickelte letztlich das Centered Riding. Sie ist auch die Begründerin der Organisation Centered Riding Inc.
Ihre Methode soll die Balance von Reitern verbessern und ihr Bewusstsein schärfen. Hierzu werden vor allem mentale Bilder benutzt.
Centered Riding besteht aus 4 Grundbausteinen (Basics):
sanfte/weite Augen
Atmung
Zentrieren
und
Balance
Was meint nun der Baustein: sanfte Augen?
Vielleicht hast Du es selbst schon einmal erlebt oder davon gehört: es reiten lediglich 2 Reiter in einer großen Reithalle und auf einmal knallt es. Was ist geschehen? Genau, der eine Reiter hat den anderen umgeritten.
Dies wäre ein ganz deutliches Zeichen dafür, daß mindestens einer der Reiter keine sanften Augen eingesetzt hatte.
Bei sanften Augen ist Dein Blick weich und weit und ermöglicht Dir ein recht großes Blickfeld und somit eine verbesserte Wahrnehmung Deines eigenen Körpers und auch des Körpers Deines Pferdes.
Sanfte Augen starren nicht auf einen Punkt – gerne genommen sind hier z.B. die Ohren des Pferdes. Mit sanften Augen siehst Du den Weg, den Du reiten möchtest. Ähnlich wie beim Autofahren beobachten Deine Augen so aufmerksam alles was links und rechts geschieht, ohne dass Du das Ziel aus den Augen zu verlierst.
Dies führt zu weniger Spannung und mehr Freiheit und Leichtigkeit in der Bewegung.
Du kannst einmal selbst etwas ausprobieren:
Setz Dich doch einmal auf einen Stuhl, so als ob Du auf Deinem Pferd sitzen würdest.
Und jetzt läßt Du einfach Deinen Blick durch den Raum schweifen. Schau einmal wieviel Du tatsächlich vom Raum sehen kannst, ohne den Kopf großartig bewegen zu müssen.
Als nächstes suchst Du Dir einen bestimmten Punkt im Raum den Du jetzt mal für eine Zeit mit Deinen Augen fixierst (sprich anstarrst).
Ändert das etwas an Deinem Sichtfeld? Deiner Körperwahrnehmung? Vielleicht sogar an Deiner Atmung?
Wechsele jetzt ein paar Mal zwischen dem weiten Blick und dem Fixieren hin und her. Schaue auch auf den Übergang zwischen den beiden.
Am Ende überlege Dir wie sich wohl das Pferd unter dem einen oder dem anderen Reiter fühlen würde?
Was meint nun der Baustein: Atmung?
Vielleicht hast Du das selbst schon einmal erlebt oder bei anderen Reitern gesehen: ein und dasselbe Pferd bewegt sich unter dem einen Reiter ziemlich verspannt und springt mal hier und mal dort zur Seite, bei dem anderen Reiter läuft es ganz entspannt seine Runden und beide sehen zufrieden aus.
Der Unterschied könnte durchaus u.a. an der Atmung des einen und des anderen liegen.
Eine tiefe, mühelose (Zwerchfell-/Bauchatmung) führt zu einer besseren Haltung, lässt den Körper entspannen und bringt die eigenen Emotionen ins Gleichgewicht. Dein Pferd wird dadurch ruhiger und aufmerksamer und reagiert auf immer feinere Hilfen.
Auch hier kannst Du wieder selbst etwas ausprobieren:
Du sitzt noch auf Deinem Stuhl?
Prima.
Jetzt atme doch ein paar Mal ganz tief in Deinen Bauch hinein, so daß er sich beim Einatmen nach außen wölbt und beim Ausatmen wieder in sich zusammenfällt.
Wie fühlt sich das an? Wie schauen Deine Augen? Wie sitzt Du auf Deinem Stuhl?
Als nächstes hältst Du mal kurz den Atem an. (bitte anschließend das Weiteratmen nicht vergessen)
Was macht das mit Deinem Körper? Mit Deinen Augen?
Du kannst auch noch einmal ausprobieren was geschieht wenn Du ganz flach im Brustbereich atmest. Stell Dir z.B. vor Du wärst über irgend etwas erschrocken und schnappst sozusagen nach Luft.
Und dann wechsele auch hier ein paar Mal zwischen den verschieden Atemarten hin und her.
Am Ende überlege Dir auch hier wieder wie sich wohl das Pferd unter dem einen oder dem anderen Reiter fühlen würde?
Was meint nun der Baustein: Zentrieren?
Vielleicht kennst Du auch das: der eine Reiter scheint vom Körper her ständig in Bewegung zu sein. Der andere scheint wie festgegossen und nach aussen unbeweglich auf dem Pferd zu sitzen. Das Pferd des ersten Reiters sieht irgendwie nicht sehr zufrieden aus und bewegt sich angespannt und hölzern. Das Pferd des zweiten Reiters scheint mit diesem eine perfekte Einheit zu bilden. Beide bewegen sich wie ein Zentaur/Kentaur. (Zentaur/Kentaur ist in der griechischen Mythologie ein Mischwesen aus Pferd mit Menschenkopf)
Als Körperzentrum bezeichnen wir unsere Körpermitte. Ein ausbalanciertes Becken lässt dabei einen tiefen Körperschwerpunkt zu. Dein Pferd wird Deinen Hilfen ungehindert folgen können.
Wie findest Du nun Deine Körpermitte?
Leg den Daumen der rechten Hand auf Deinen Bauchnabel. Die restlichen Finger legst Du locker darunter auf Deinen Bauch.
Die linke Hand legst Du in derselben Höhe hinten auf Deinen Rücken. Und zwischen diesen beiden Händen liegt Deine Körpermitte.
Du mußt sie Dir etwas tiefer vorstellen als Deinen Bauchnabel und ungefähr im hinteren Körperdrittel.
Entscheidend ist nun, dass Du Dich auf diese Körpermitte konzentrierst und Dich ausbalancierst. Es gibt im Centered Riding ganz wunderbare Bilder, um diese Mitte zu finden und das Ausbalancieren zu erleichtern.
Am Ende überleg Dir auch hier wieder wie sich wohl das Pferd unter einem zentrierten oder einem unzentrierten Reiter fühlen würde?
Was meint nun der Baustein: Balance?
Vielleicht kennst Du das aus eigener Erfahrung, oder hast es öfters bei anderen Reitern gesehen: da reiten verschiedene Reiter in der Bahn. Der eine kippt mit dem Oberkörper nach vorne, der andere nach hinten, der nächste hängt irgendwie zur linken Seite, der vierte zur rechten Seite. Nur ein einziger sitzt scheinbar gerade auf dem Pferd. Genau dieses Pferd sieht auch am Zufriedensten aus. Die anderen laufen irgendwie verhalten, angespannt, irgendwie selbst schwankend. Ihre Reiter müssen immer wieder einwirken, um das Pferd in der Spur zu halten. Nur bei dem einen Reiter sieht das alles völlig mühelos aus.
Unser Körper wird immer von der Schwerkraft beeinflusst. Bei jeder Bewegung müssen wir uns neu ausrichten. Eine gute Körperhaltung lässt sich dabei mit weniger Muskelkraft beibehalten, als eine schlechte Haltung. Ein sicheres Gleichgewicht, das Aufrichtung und Beweglichkeit beinhaltet, stellt sich ein. Wenn der Reiter in der Balance ist kann sich auch das Pferd locker und geschmeidig unter ihm bewegen.
Probiere doch auch hier wieder etwas selbst aus:
Vermutlich sitzt Du nach wie vor auf Deinem Stuhl?
Hervorragend.
Nun setze Dich doch mal so auf Deine beiden Handrücken, daß Du die beiden „Sitzbeinhöcker“ fühlen kannst – sprich, die beiden etwas spitz zulaufenden Knochenbereiche die den unteren Bereich des Beckens bilden und auf denen wir letztlich sitzen.
Spür einfach mal hinein wie Du jetzt sitzt. Sitzt Du gleichmäßig auf beiden Händen? Wenn ich Dir jetzt den Stuhl unter Dir wegziehen würde – würdest Du auf Deinen Füßen landen oder auf dem Po oder dem Gesicht? Wie atmest Du? Wie schauen Deine Augen?
Jetzt kippst Du mal Dein Becken nach vorne (ab ins Hohlkreuz) oder nach hinten (ab zum runden Rücken).
Was geschieht mit Deinem Gleichgewicht? Verändert sich der Druck der Sitzbeinhöcker auf Deinen Händen? Wie atmest Du? Wie schauen Deine Augen?
Dasselbe probierst Du indem Du Deinen Oberkörper in der Hüfte mal leicht nach links und rechts abknickst.
Stell Dir jeweils vor was geschehen würde wenn ich Dir den Stuhl wegziehen würde.
Am Ende überlege Dir auch hier wieder wie sich wohl das Pferd unter einem ausbalancierten oder einem nicht ausbalancierten Reiter fühlen würde?
Hab ich Dein Interesse geweckt?
Kontaktiere mich gerne auf meiner Website für eine Centered Riding Probestunde.
Liebe Grüße
Deine Silke